Anatolij Shuravlev:
»Tattoos«


Text zur Präsentation im »Denkzeichen 4. November 1989«, Leuchtkasten auf dem Berliner Alexanderplatz, 4. Mai bis 3. August 2002

Die Arbeit von Anatolij Shuravlev für das "Denkzeichen 4. November 1989" basiert auf einer Vorlage aus der Serie "Tattoos". Abbildungen antiker Porträtbüsten, die über unzählige Geschichts-, Kunst-, Lateinbücher etc. als Inbegriff eines klassischen europäischen Menschen- und Herrschaftstypus verbreitet wurden, werden von ihm nochmals abfotografiert und dabei verfremdet.

Durch den Prozess des wiederholten Reproduzierens erhält das ursprüngliche Bild Unschärfen, der Kopf versinkt im Schatten einer dramatischen Ausleuchtung, wird weicher, realer, erhält einen Hauch von Leben. Im letzten Schritt der Demontage des Idealporträts aus kaltem Marmor legt Shuravlev als eine weitere Schicht Arabeskenmuster darüber. Sie sind ebenfalls Büchern über europäische Kunstgeschichte entnommen, erscheinen hier jedoch als Tätowierungen fremder Kulturen oder ganz und gar gegenwärtige Tattoos.

Zum Hintergrund der Kunst von Anatolij Shuravlev schrieb die Kritikerin und Kuratorin Bojana Pejic: "Seine immer als Serien konzipierten Fotografien hinterfragen Geschichte als eine 'große Erzählung' und stellen die 'Wahrheit' über die Vergangenheit in Frage, die uns durch Bilder, also nur durch Repräsentationen, übermittelt wurde."

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© uinic - Pat Binder, Gerhard Haupt

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Denkzeichen 4. November 1989